Der Weiler, Kraft- und Wallfahrtsort Heiligkreuz, liegt im Lengtal, einem Seitental des Binntals im Wallis, 1472 m ü. M. Das Tal ist – trotz seines Namens – nur wenige Kilometer lang und erstreckt sich von den Grenzgipfeln zu Italien (Piemont) im Süden, bis zur Mündung des Lengtalwassers in die Binna, beim Weiler Ze Binna im Norden.
Heiligkreuz besteht aus verschiedenen verstreuten Gebäudegruppen und wird heute als Voralpe (Maiensäss) genutzt. Die Herberge mit Gaststube und die Wallfahrtskapelle liegen auf dem Gemeindegebiet von Binn, während die anderen Siedlungsgebäude zur Gemeinde Grengiols gehören.
Der einfachste Zugang ins Lengtal und nach Heiligkreuz führt über die Fahrstrasse, die bei der Postautohaltestelle „Langthal“ abzweigt. Wer den Asphalt vermeiden will, fährt bis ins Dorf Binn (Schmidigehischere) und wandert dann zur Pfarrkirche von Wilere und weiter auf gutem Bergweg in rund einer Stunde nach Heiligkreuz.
Die landschaftlich schönste Wanderung beginnt auf Rosswald, einer Sonnenterrasse oberhalb von Brig, mit Postauto und Gondelbahn erreichbar. Von dort gelangt man in 5 bis 6 Stunden über den Saflischpass (2563 m ü. M.) nach Heiligkreuz.

Die Kapelle

Die Kapelle Heiligkreuz stammt aus dem 17. Jahrhundert. Sie weist einen kreuzförmigen Grundriss auf. Seit Jahrhunderten ist die Kapelle ein beliebter, regionaler Wallfahrtsort. Das Kapellenfest ist jeweils am 14. September (Fest der Kreuzerhöhung).

Historischer Bergbau

Abbau und Verhüttung von Eisenerz im 17./18. Jahrhundert

Zwischen 1600 und 1750 wurde im Lengtal an der Vorderen Helse Eisenerz abgebaut. Auf 2200 m ü. M. in ziemlich unzugänglichen Gelände sind heute noch die Stolleneingänge sowie Überreste des Knappenhauses zu sehen. Das Erz wurde vermutlich über eine Rutsche nach Lengtal/Heiligkreuz befördert und dort verhüttet und später weiter unten im Tal. Beim  Cholbodi am Nordufer des Schapplerbachs stehen die Überreste eines Eisenschmelzofens sowie die Grundsteine eines Gebäudes.

Die eiserne Kellertüre im Gasthaus Heiligkreuz

Hinter der hölzernen, blassgrünen Eingangstüre in den Keller verbirgt sich die Original-Kellertüre aus dem Jahr 1647. Bis vor wenigen Jahren stand diese Jahreszahl auf einem Blech, das leider gestohlen wurde. Röntgen-Analysen erbrachten den Nachweis, dass die Gittertüre aus Eisen, gewonnen aus Eisenerz von der Vorderen Helse, geschmiedet wurde.

Lengtalweg (Pilgerweg)

Anfangs der 1970er Jahre wurde für den Bau des Wasserkraftwerkes eine Strasse über Ze Binne nach Heiligkreuz gebaut. In den letzten fünfzig Jahren ist der alte Tal- und Pilgerweg, der zwischen der heutigen Strasse und dem Bach verlief, fast vollständig zerfallen. Allerdings liess sich die ehemalige Wegtrasse auf rund zwei Dritteln der 1.3 Kilometer langen Strecke noch im Gelände verfolgen.
Der Talweg führte auch unmittelbar neben den Überresten des historischen Eisenschmelzofens vorbei. Die IG Lengtalweg/Pilgerweg überzeugte die Gemeinde und den Landschaftspark Binntal, den Weg wieder herzustellen, erarbeitete das Projekt, koordinierte die Freiwilligeneinsätze und kümmerte sich um die Finanzierung.
Mitte Juni 2019 konnte der Lengtalweg zwischen Ze Binne und Heiligkreuz wieder eröffnet werden.